100% bündnerisch, 100% gut

Ein Portrait über Andrina und Bablina Caprez von Graubünden Vivonda

Andrina und Bablina Caprez
Die Firma Graubünden Vivonda ist Lizenznehmerin der Marke graubündenVIVA im Bereich Retail und Inhaberin und Betreiberin der Genussmärkte in Jenaz und Maienfeld. Wir haben die beiden  Co-Geschäftsführerinnen Andrina und Bablina Caprez am Eingang zum Prättigau besucht.

Wir stossen an, mit einer Flasche «Bündner Alpaträumli», einem leichten alkoholfreien Getränk mit Zitronenmelissen und Apfel-Geschmack. Im hellen Holzbau aus Holz aus dem Prättigau an der Strasse Richtung Davos fühlen sich Andrina und Bablina Caprez sichtlich wohl. Denn nicht nur was drin ist, soll regional sein, sondern auch die Hülle. «Wir haben für den Bau fast ausschliesslich einheimisches Mondholz verwendet», erklärt Andrina Caprez und blickt zur Decke hoch, die ebenso aus unzähligen Holzlatten konstruiert wurde wie der Boden.

Unten, mitten im Verkaufsraum, steht ein 10 Tonnen schwerer Valser Granit – quasi das Zentrum des Genussmarktes. Hier werden Weine verkostet, es versammeln sich Genussmenschen aus dem Kanton und drüber hinaus und natürlich Touristen, die auf der Durchreise sind. Der Genussmarkt in Jenaz ist die neue Heimat für kulinarische Produkte aus dem Bündnerland.

Besitzerin dieses zugleich imposanten, aber auch natürlichen Baus ist die Firma Graubünden Vivonda AG. Seit Beginn des Projektes teilen sich Andrina und Bablina Caprez die Geschäftsleitung. Und die Schwestern leben das mit Herz und Seele. Neue und nachhaltige Absatzkanäle für Bündner Produzenten und Bauern erschliessen ist das erklärte Ziel der Vivonda, die zugleich Lizenznehmerin der Marke graubündenVIVA ist.

Die graubündenVIVA Genussmärkte bieten ein breites Sortiment an regionalen Produkten von Bündner Bauernhöfen sowie Produzent:innen an. Die Besucher:innen der Genussmärkte geniessen eine einzigartige Auswahl an regio.garantie-zertifizierten Produkten. Bereits über 200 Produkte von ca. 150 verschiedenen Produzent:innen sind in den Genussmärkten zu finden.

Auch Kleinstproduzentinnen finden bei der Graubünden Vivonda einen Partner. Die Schwestern erzählen etwa von einer Käserin, die in Grüsch Geissenziger herstellt. «Sie verkauft einen kleinen Teil direkt, den Rest liefert sie uns», sagt Bablina Caprez. Der Ziger ist im Käsekühler in Jenaz anzutreffen, In den Regalen findet sich viele schöne, handgemachte Produkte. Ein wunderbares Tomatenketchup aus dem Valposchiavo etwa, von Piccoli Frutti. Oder die Hanfsamen des Projektes Alpenpionier. Die lokalen Produzent:innen verarbeiten ihre Erzeugnisse traditionell nach überlieferten Rezepten und mit bewährtem Handwerk. Die regionalen Rohstoffe werden sorgfältig ausgewählt.

Doch die Vivonda belässt es nicht nur dabei, bestehenden Produkten eine Plattform zu geben. Vielmehr entwickelt man auch eigene Rezepturen. Wie etwa diejenige für das Getränk, das vor uns steht. Es wurde hausintern auf der neu akquirierten Anlage abgefüllt. «Im Bündnerland gab es keine einzige Getränke-Abfüllanlage mehr, ausser bei den Mineralwasserquellen – das wollten wir ändern», erklärt Bablina Caprez.

Für die Entwicklung der hauseigenen Getränke sowie für die weitere Produktepalette ist ein innovatives und qualifiziertes Team zuständig. Neben dem Alpaträumli gibt es auch den «Bündner Gipfelstürmer», den «Bündner Beerenzauber» und die «Bündner Apfelschorle». Die vier Getränkekreationen auf der Basis von Quellwasser sind nur sehr zurückhaltend gesüsst, die Aromen entstammen allesamt natürlichen Zutaten – neben Holunderblüten etwa Alpenkräuter oder Zitronenmelissen. Sie decken damit das Bedürfnis nach gesunden, regionalen Alternativen zu herkömmlichen Softdrinks ab. Und sie sprechen – nicht zuletzt, weil sie in schöne, handliche Glasflaschen abgefüllt sind – auch Konsumentinnen und Konsumenten an, die auch mal auf Alkohol verzichten und trotzdem nicht nur Wasser trinken möchten. 

Die Getränke, die in Jenaz in die Flaschen kommen, decken also auch neuste Trends ab und sind sehr gelungen.

Das gleiche Prinzip gilt auch für die beiden Trockenschränke, die die Graubünden Vivonda AG angeschafft hat – auch da werden Lohnarbeiten angeboten. «Wir brauchen die für die Trocknung unserer Teigwaren», erklärt Andrina Caprez. Sind sie nicht in Betrieb für das Trocknen der Teigwaren, werden diese für das Trocknen von Früchten und Gemüse eingesetzt. Apfelringe seien ein gutes Beispiel. Bislang seien dafür Bündner Äpfel bis ins Unterland gereist – nun können die Früchte vor Ort verarbeitet und getrocknet werden. Das Resultat, also die Bündner Apfelringe, findet sich dann direkt im Regal im Genussmarkt.

Die Produktionsräume, in denen die Lebensmittelanlagen stehen, sind nur eine Türe weit entfernt vom Genussmarkt. Luftige Räume mit Tageslicht. Die Geräte, so erklären die beiden Co-Geschäftsführerinnen, sind alle auf Rollen, damit sie je nach Bedarf platziert werden können. Auch hier sind die Räume aus Holz gebaut und sogar die Kühlzellen sind mit Holz ausgekleidet, wohl ein Novum. Einen Stock weiter oben ist das Reich für neue Ideen und die Entwicklung ebendieser zur Marktreife, also quasi das Graubünden Vivonda-Labor. Daneben ein geräumiger Holzraum mit Cheminee, der für Anlässe genutzt werden kann.

Zurück im Genussmarkt erzählen die beiden Schwestern noch von ihrer Arbeitsphilosophie. Viele Teilzeitangestellte würden bei ihnen arbeiten, erzählen sie. Viele davon sind Mütter, wie sie selber übrigens auch. Andrina und Bablina Caprez möchten nicht nur nachhaltig produzieren, sondern auch nachhaltige Arbeitsplätze im Kanton schaffen.  

Und um diese zu erhalten und weiterhin zu wachsen, haben sie schon sehr viele Ideen im Köcher. Eine davon wird bald Realität: eine Hafermilch aus ausschliesslich Bündner Rohstoffen. Sie entstand aus einem eigenen Bedürfnis der Geschäftsführerinnen, die selber gerne Hafermilch kaufen und trinken. «Da setzt sich für Regionalität ein und trinkt Hafermilch aus dem Ausland – geht ja irgendwie nicht», erzählen die beiden. Und so sei eben die Idee entstanden, gemeinsam mit Bündner Bauern ein Projekt aufzuziehen.

Und dieses Projekt liegt definitiv im Trend der Zeit: Plantbased Ernährung interessiert zunehmend nicht nur Veganer und Vegetarier. Viele Flexitarier stellen ebenfalls um und trinken beispielsweise ihren Kaffee mit Hafer- statt Kuhmilch. Und wahrscheinlich, wenn man den beiden Schwestern zuhört, bleibt es in Jenaz nicht nur bei Hafermilch. Bereits denken sie über eine vegane Käserei nach. Man darf gespannt sein.